Wie schnell Verfahren bei Polizisten gehen

Erster Staatsanwalt Peter Sticher links, Polizeikommandant Ravi Landolt rechts
  • Jemand in Schaffhausen soll 90 Tage unbedingt ins Gefängnis sowie 1000 CHF Busse zahlen, weil er den ehemaligen Polizeikommandanten mutmasslich in der Ehre verletzt hat sowie auf einem leeren Fussgängerweg mit dem Velo gefahren sei
  • Die Ermittlungen begannen weit nach dem Fall Fabienne W. und es wurde viel früher Anklage vor Gericht erhoben, obwohl – ausser der Aussage des ehem. Polizeikommandanten – keine Beweise existieren und es sich um ein Bagatelldelikt handelt.
  • Der ehem. Polizeikommandant war zum Zeitpunkt des Übergriffs auf Fabienne W. noch im Dienst.

Die Berichterstattung über den schockierenden Fall von Fabienne W. ist nun einige Tage her, die äusserst gut besuchte Demonstration ist vorbei: Eine öffentliche und schlüssige Stellungnahme erfolgte bis jetzt nicht. Während sich die Könige früher hinter Palastmauern vor dem wütenden Volk verschanzten, ziehen Sticher und Zuber es eben vor, sich hinter Paywalls zu verstecken.

Langsam, aber sicher kehren Polizei und Staatsanwaltschaft wieder zu ihrem Alltag zurück: Höchste Zeit sich anzusehen, wie dieser aussieht.

Wie wir alle wissen, laufen die mutmasslichen Täter im Fall Fabienne W. frei herum, einer davon hat mutmasslich das Land bereits verlassen. Aber wenn nicht sie im Gefängnis Schaffhausen sind, wer ist es dann?
Nun, ein zukünftiger Insasse ist – zumindest wenn es nach der Staatsanwaltschaft geht, Josef Rutz: Er soll 90 Tage ins Gefängnis und 1000 CHF bezahlen. Aber was hat er verbrochen? Hat er jemanden verprügelt? Jemanden vergewaltigt? Nein, nicht doch! Seine ihm zur Last gelegten und offensichtlich weit schlimmeren Verbrechen waren Verleumdung und Verletzung der Verkehrsregeln. Namentlich soll er mit dem Velo auf einem Fussgängerweg gefahren sein…Läuft Ihnen auch schon der Angstschweiss herunter, wenn sie daran denken, dass so jemand frei herumläuft?
Der vermutliche Grund, warum es bei ihm von der angeblichen Tat bis zur Anklageerhebung gerade einmal lumpige 7 Monate gedauert hat, dürfte allerdings der Folgende sein:
Er soll 2 Flugblätter in Postkästen gelegt haben: Nicht in irgendwelche, sondern in die von zwei Nachbarn von Ravi Landolt, seines Zeichens seit diesem Jahr pensionierter Stellvertretender Polizeikommandant (zwischenzeitlich sogar Kommandant). Darin wird Ravi Landolt vorgeworfen, Josef Rutz’ Waffe gestohlen zu haben. Diese wurde seinerzeit vom Bedrohungsmanagement beschlagnahmt und vernichtet…Das Bedrohungsmanagement, das es noch nie geschafft hat, eine Tat zu verhindern, ohne gesetzliche Basis agierte und schliesslich geschlossen wurde, nachdem jemand sich beschwerte, der wegen zu lauter Musik als Bedrohung eingestuft wurde.
Ravi Landolt – der zum Zeitpunkt der Prügel-Attacke auf Fabienne W. und der nachfolgenden Ermittlungen stellvertretender Polizeikommandant war, also massgeblich zur Polizeiarbeit in ihrem Fall beitrug – pfiff und die Staatsanwaltschaft sprang und war wohl mit derlei Fällen so beschäftigt, dass sie Fabienne W.s Fall – der 2.5 Jahre später noch immer nicht zur Anklage gebracht wurde, obwohl laut Leitendem Staatsanwalt Andreas Zuber die Beweisführung 2 Tage nach der Tat “praktisch abgeschlossen” war – vergessen hat. Im Übrigen mussten auch hier keine Beweise erhoben oder Zeuge befragt werden, Ravi Landolts Wort reichte. Er gab einen Zettel ab und die Staatsanwaltschaft begnügte sich damit, um jemanden 90 Tage ins Gefängnis zu schicken.

Am 12. Juni 2024 um 08:30 Uhr findet am Kantonsgericht die öffentliche Verhandlung statt. Die Staatsanwaltschaft sowie der Privatkläger müssen nicht mal erscheinen… aber die Öffentlichkeit darf zusehen…

Die Härte der Justiz trifft einen offensichtlich nur dann, wenn man die justiziellen Hoheiten Schaffhausens verärgert. Die verletzte Ehre eines Polizisten wiegt offenbar schwerer als der verletzte Kopf einer Frau.

Resultat ist, dass mutmasslich korrupte Polizisten und Frauenschläger frei herumlaufen und zumindest in einem Fall evtl. ihrer Strafe entgehen werden und jemand, der angeblich auf einem leeren Fussgängerweg Velo fährt und zwei Zettel in Briefkästen wirft, 3 Monate ins Gefängnis soll. Danke Polizei und Staatsanwaltschaft Schaffhausen, für Eure Arbeit: Frauen müssen zwar Vergewaltigung und Körperverletzung fürchten, worauf sie dann von der Polizei belästigt und von männlichen Polizisten mit Privathandy nackt fotografiert werden, aber jeder Nutzer des Fussgängerwegs und Ravi Landolt werden sich so sicher fühlen wie nirgends sonst: Gut gemacht!

2 thoughts on “Wie schnell Verfahren bei Polizisten gehen”
  1. […] auch sonstige Delikte hart angegangen und mit übertriebener Haftstrafe gebüsst werden (z.B. auf dem Fussgängerweg Velo fahren ergibt 90 Tage unbedingte Haft plus 1000 CHF Busse, was den von der SHN mit einem Schmährartikel “63-jähriger Querulant vor Gericht wegen […]

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