Itiotentreff.chat – Warum die Polizei auf Chats fixiert ist

Kürzlich wurde ein Beitrag veröffentlicht, in dem darauf hingewiesen wurde, dass die Polizei Schaffhausen Privatbürger nach privaten Chats mit anderen Privatbürgern, die zufällig auch Privatkläger in einem Verfahren gegen Polizisten (in dem die Polizei mit Segen der Staatsanwaltschaft die Anzeige seinerzeit nicht aufnehmen wollte, weil sie sich gesamthaft als befangen erklärte, nun jedoch plötzlich – nach nicht rechtskräftigem Abschluss des Strafverfahrens – ohne Anhaltspunkte gegen den Privatkläger ermitteln kann) sind, fragt, wobei die Privatbürger, mit denen sich die Polizei zusammentut, auch noch Staatsverweigerer sind, die den Privatkläger aufs Übelste beschimpfen.

Bei der Frage, warum die Polizei so überzeugt davon ist, dass irgendein privater Chat derart prekäre Informationen enthält, dass sie sogar solche – eigentlich illegalen – Wege einschlägt, haben wir etwas Recherche betrieben, schliesslich kann man auch hier der goldenen Regel vertrauen, dass man immer von sich selbst auf andere schliesst. Dabei stiessen wir auf einen, genauer gesagt zwei sehr unterhaltsame und empfehlenswerte Beiträge des Neo Magazin Royale im ZDF, welches sich mit einer Gruppe rechtsextremer Polizisten aus Hessen beschäftigt, die einen fragwürdigen Chat namens “Itiotentreff” unterhielten und mutmasslich Morddrohungen an Anwälte, Ausländer, Juden und gesinnungsfeindliche Persönlichkeiten versendeten, dabei mutmasslich auch nicht davor zurückschreckten, ihr Polizeisystem zu nutzen, um an die Privatadressen ihrer Opfer (oder wie Steven Winter wohl sagen würde: GeScHäDIGteN!!!1!!1!!!!elf!!) zu kommen. Oder auch an die Namen ihrer Kinder, denen man mit “Abschlachtung” drohte. Weiter unten befindet sich die Rekonstruktion ihres Chats, in dem der Massenmörder und Rechtsextremist Anders Breivik verherrlicht wird, Fotos von toten Flüchtlingsbabies, welche an den Strand gespült wurden, als “Memes” verpackt zur Belustigung geteilt werden, Hitler verehrt oder Spässe über Vergewaltigungen gemacht werden.

Rassismus in Hessen vs. Rassismus in Schaffhausen

Natürlich ist Hessen nicht gleichzusetzen mit Schaffhausen, deshalb muss man sich die Zahlen neutral und unbefangen ansehen:

SchaffhausenHessen
Ausländeranteil Bevölkerung29.3% (2022)18.4% (2022)
Ausländeranteil im Gefängnis2 Schweizer Staatsbürger (einer davon ohne Migrationshintergrund, beim anderen ungeklärt) von 29 aktiv Gefangenen (Stand 2023), somit 93%
Lorenz Ammanns Ansicht offenbart sich durch derlei Zitate: “Gleichwohl gebe es aber gewisse Häftlinge – zum Beispiel aus Nordafrika –, die etwa Drohungen gegen Angestellte aussprechen würden.”
44% (Stand 2016)
EinbürgerungsquoteZahlen konnten nicht ermittelt werden2.66% (ca. Total pro Jahr: 14’505 Personen)
Ausländeranteil Polizei0%24% Mit Migrationshintergrund (Stand 2021), 2011 waren es noch 11.8%
Letzter Hexenprozess1783~1680
Haben Juden im 2ten Weltkrieg verscheuchtJa; Kein KZ betrieben, jedoch auch keine Juden aufgenommen. Erste Aufzeichnung der Judenvertreibung im Mittelalter.Ja, sogar aktiv ein KZ betrieben
Zeitpunkt der EntnazifizierungNie, gab “offiziell” auch nie Nazis, wenngleich Zeitzeugen anderes berichten1945 angefangen

Teil 1 “Was deutsche Polizisten lustig finden” | ZDF Magazin Royale

Teil 2 “Was die Polizei mit dem NSU 2.0 zu tun hat” | ZDF Magazin Royale

Rekonstruktion des Chats

Leider mussten viele Bilder zensiert werden, jedoch wurden diese beschrieben, anstatt einfach zu verpixeln:

Bemerkenswert sind die Ähnlichkeiten in den Ermittlungen gegen die Polizisten: Das Verfahren wegen des menschenverachtenden Chats wurde eingestellt, da es sich angeblich um satirische Beiträge handelte. Eindeutige Hinweise darauf, dass die Polizisten hinter den Drohungen stecken, wurden monatelang vond er Staatsanwaltschaft ignoriert, gegen eine unabhängige Ermittlungsstelle wurde sich gestreubt, kurzum wurde alles Erdenkliche getan, um die Polizisten – die seit 5 Jahren bezahlt freigestellt sind – zu schützen. Ein systematisches Problem, das es so auch in Schaffhausen geben könnte? Nicht doch, nur Verschwörungstheoretiker würden es für möglich halten, dass die Schaffhausen Justiz strafbare Polizisten schützen würde…Deswegen muss sich auch niemand sorgen, dass die Schaffhauser Polizei eine oder mehrere Chatgruppen hat, in denen ähnlich Fragwürdiges gepostet wird, das dann über Umwege – weil einige Polizisten wohl ihre Kollegen nicht mögen – nach aussen gerät, nicht wahr? 😉

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