Am 26. Juni 2023 haben wir in einem Artikel unsere Verwunderung über das plötzliche Verschwinden von Steven Winter kundgetan. Rund um die sogenannte Akteneinsicht, an der die Videos aus dem Gefängnis in vielfacher Geschwindigkeit abgespielt wurden, war er plötzlich verschollen, auch in der Zeit danach hat immer wieder der bald ebenfalls aus der Staatsanwaltschaft scheidende Martin Bürgisser seine Schreiben in Vertretung unterzeichnet. Vor dem Bundesgericht hat dieser auch Stellungnahmen in Fällen übernommen, die vorher Steven Winter betreut hatte. Alles in allem: Sehr mysteriös.
Unsere Sorgen schienen teilweise begründet: Kürzlich wurde Leslie Gmür als Staatsanwältin gewählt, ersetzen soll sie ab Februar 2024…Steven Winter. Dieser hat nämlich seinen Rücktritt eingereicht. Die Stelle wurde Anfang August freigegeben, demnach muss seine Stellensuche und sein Rücktritt in die Zeit um sein plötzliches Untertauchen gefallen sein.
Dass ein Staatsanwalt zurücktritt, ist bei der Fluktuation in der Staatsanwaltschaft Schaffhausen zunächst nicht ungewöhnlich, Steven Winter jedoch – der vorher in der Verkehrsabteilung beschäftigt war – wechselte erst im September 2023 in die Allgemeine Abteilung, was mehrere Monate vorher beschlossen wurde. Den Rücktritt reichte er also noch ein, bevor er überhaupt seine neue Stelle bei der Allgemeinen Abteilung antrat, was durchaus ungewöhnlich ist, schliesslich schien er Monate vorher (noch Ende 2022) von einer längerfristigen Beschäftigung bei der Staatsanwaltschaft Schaffhausen auszugehen und diese auch durchaus gewünscht zu haben.
Was also sind die Gründe? Hierüber kann nur spekuliert werden, vielleicht hat er schlicht seinen eigenen an Hanspeter gerichteten Ratschlag befolgt und sich “einen erfüllenden Job gesucht, um nicht sein Leben zu opfern”, überstürzte Kündigungen sind jedoch oftmals ein Symptom eines fragwürdigen Führungsstils durch den Vorgesetzten. Da er der Meinung schien, auch in der Allgemeinen Abteilung nicht glücklich zu werden, ist der naheliegendste Charakter, der hier eine Rolle spielt, Peter Sticher, der beiden Abteilungen gemein ist. Sein Führungsstil, wenn er seinen Angestellten wortgenau vorgibt, was sie zu jemanden zu sagen haben, zusammen mit dem Regierungsrat Verwandte einstellt oder dem eigentlich über ihm stehenden Obergericht Befehle gibt, die aus zwei Wörtern bestehen und weder Anrede noch Grüsse enthalten, dabei fast an Militär – oder aber Hundetraining erinnern und damit eher einer Konditionierung als einer höflichen Bitte gleichkommen, ist in der Tat…auffallend, nichtsdestotrotz bleibt es natürlich auch hierbei bei der Spekulation. Vielleicht bezahlt die Staatsanwaltschaft einfach schlecht. Das Folgende ist die Einstufung der jeweiligen Funktionen im Lohnbandsystem, Staatsanwälte sind immerhin sechs Lohnbänder höher angesiedelt als Sachbearbeiter Polizei II, wobei natürlich der Erste Staatsanwalt und der Polizeikommandant die Spitze des gesamten Rasters ausfüllen.
Die dazugehörigen Löhne (zur Nummer im grauen Feld links) finden sich hier.
Vielleicht – wenn auch unwahrscheinlich, aber von einer funktionierenden Staatsanwaltschaft träumen darf man ja – hat Steven Winter auch auf sein Gewissen gehört, mit welchem die Tätigkeit bei der Staatsanwaltschaft Schaffhausen nicht mehr vereinbar war. Vielleicht wird er Hausmann oder wechselt als inoffizieller Mitarbeiter des Monats beim Obergericht nun endlich offiziell zu diesem. Die Möglichkeiten sind schier endlos, aber eins ist sicher: Kein Zweiter hat es geschafft, uns mit seinen gedankenakrobatischen Verfügungen und Stellungnahmen so zum Lachen zu bringen (aber auch nur, weil Johannes Brunner die halben Verfügungen gar nicht ausgestellt hat, diese hätten mehr Potenzial gehabt.) und wenn man bedenkt, dass er die Rechtsverzögerung, zumindest den schwerwiegendsten Teil, die Johannes Brunner, Andreas Zuber und Peter Sticher zu verantworten hatten, ausbaden und mit seinem Namen hinstehen musste, während diese sich stets im Hintergrund hielten und dort StPO-widrige Anweisungen erteilten und Ermittlungen tätigten, dann aber andere vorschickten, um sie zu begründen, hat er sich gar nicht so schlecht geschlagen, zumal ihm das Ergebnis der Ermittlungen vermutlich von Anfang an vorgegeben war.
Damit fremde Suppen auszulöffeln, befindet er sich ja in bester Gesellschaft:
Da wäre Johannes Brunner, der seinen Fall nach zahlreichen Fehlern an Michèle Schaufelberger abtrat, die nun mit ihrem Namen für lückenhafte und befangene Ermittlungen hinsteht und vor Gericht begründen durfte, warum ein Durchsuchungsbefehl erst nah einem Jahr ausgestellt wurde
Andreas Zuber, der undokumentierte Ermittlungen tätigt und dann Martin Bürgisser erklären lässt, warum.
Peter Sticher, der jeweils die Kanzleimitarbeiterinnen seine abstrusen und gesetzeswidrigen Forderungen umsetzen lässt, dabei aber nicht einmal verbal in Erscheinung getreten ist.
Die Arbeitskollegen oder noch schlimmer (zukünftigen) Vorgesetzten, die so talentiert darin sind, unangenehme Aufgaben auf andere abzuwälzen, gibt es nun einmal mit Sicherheit auch in der Staatsanwaltschaft Schaffhausen. Sie halten sich während Konflikten oder Arbeitsbelastung zurück und treten nur dann hervor, wenn es daran geht, jemand anderem die Lorbeeren vom Kopf zu kauen.
So gesehen kann man Steven Winter – was auch immer die Gründe für sein vorzeitiges Ausscheiden sein mögen – nur beglückwünschen. Die Karrieremöglichkeiten sind hier ohnehin begrenzt und werden in Schaffhausen zu seinem Pech in der Schneiderszunft verhandelt und nicht im Golfclub.