Von Golf bis Schneiderei – Die Hobbies der Staatsanwaltschaft Schaffhausens

Es mag nicht überraschend sein, aber auch Staatsanwälte haben Hobbies und sie könnten verschiedener nicht sein.

Steven Winters typischer Samstag (diese Vorstellung beruht auf seinen auf Xing angegebenen Interessen Golf, Tennis und Piano und ist rein fiktiv…vielleicht aber auch nicht) sieht wohl folgendermassen aus: Nachdem er in seinen an der Goldküste gelegenen und mit moderner Kunst behangenen Gemächern seine Äuglein aufgeschlagen und seine Schlafmaske (aus Seide natürlich) abgezogen hat, schwingt er sich ans Piano und spielt zum Wachwerden erst einmal Mozarts 20. Klavierkonzert in d-Moll, während der frisch gepresste Orangensaft in sein Glas plätschert. Anschliessend, nach dem vollendeten Genuss seines exquisiten Dejeuners (neben dem frischen Orangensaft hat er sich noch pochiertes Ei mit Trüffeln und belgische Waffeln einverleibt), begibt er sich hinaus – am Springbrunnen im Vorhof vorbei – und umgehend auf den Weg, um sich sportlich zu verausgaben, diesmal begnügt er sich mit einer Partie Golf, denn die Tennissocken sind gerade in der Reinigung. Schweissgebadet, aber immer noch wohlriechend, kehrt er in seine Anwesen zurück, wo er just sein Monokel zur Hand nimmt, um noch ein Weilchen Goethes Faust zu studieren. Mephisto ist darin zweifellos sein Lieblingsprotagonist und eine grosse Inspiration gleichermassen.

Apropos Mephisto. Der Beelzebub und dessen Konsorten scheinen so einige Staatsanwälte Schaffhausens zu faszinieren. Peter Sticher beispielsweise ist in seiner Freizeit in der Scaphusia als Puck unterwegs, eine Sagenfigur der germanischen Mythologie, die dem Menschen durch seine Tarnkappe unsichtbar erscheint, was so mancher Mitarbeiter auch über ihn behauptet. Dies ist allerdings nur einer seiner vielen Decknamen, denn er gehört nicht nur einem oder zwei Männerbünden an, sondern so vielen, dass man sich fragen muss, ob er vor dem weiblichen Geschlecht flüchtet.

Er ist demnach nicht nur Puck, u.a. ist er Mitglied des Schaffhauser Katzenvereins (aka Lions Club), dem beitritt, wenn man sich irgendwann für einflussreich in Schaffhausen hält, dort ist man sicher vor dem bäuerlichen Fussvolk (in der Scaphusia beispielsweise gibt es einige Polizisten) und bewegt sich unter seinesgleichen; Chefredakteur, Regierungsrat, Kantonsrat… Ausserdem kriegt man einen coolen Aufkleber für’s Auto. Der Lions Club ist aber nicht nur geeignet zum Netzwerken, er ist auch der Wohltätigkeit verpflichtet. Auf der Suche nach den Spuren ihrer Philanthropie konnten wir beispielsweise eine von ihnen gespendete Rosenpflanze in einem Weinberg in Buchthalen ausmachen. Danke an dieser Stelle, sie ist wunderschön!

Wirklich engagiert ist Peter Sticher jedoch in der Zunft zun Schneidern. Hier sehen wir ihn, wie er am Dreikönigsumzug die Zunftflagge tragen darf. Der Stolz in seinem Gesicht überstrahlt den der Kinder im Hintergrund bei Weitem

Peter Sticher darf beim Dreikönigsumzug die Flagge halten

Er ist der offizielle Vize-Zunftmeister; Nicht, weil er jemals eine Nadel gehalten hätte, aber in der Zunft zun Schneidern geht es im Gegensatz zur Zunft zun Becken, in der echte Bäcker sind, weniger um den Beruf, also den eigentlichen Sinn einer Zunft, als ums Verkleiden. Und um den Zunftschatz, u.a. beschützt die Zunft nämlich diesen stolzen Löwen. Es ist allerdings nicht alles Gold, was glänzt, der Löwe besteht aus Silber. Dieses Tierchen und zwei weitere Schätze sind alles, was aus den einst prunkvollen und einflussreichen Zeiten der Zunft geblieben ist. Nicht einmal die Schaffhauser Schneiderszunftstube dürfen die “Schneider” noch benutzen, sie mussten sie schon 1843 verkaufen.

Im Mittelalter – als es ums Arbeiten ging – durften übrigens auch Frauen Mitglied der Zünfte sein. Da bei der Schneiderszunft die Uhren allerdings rückwärts ticken, steht sie nur den männlichen Liebhabern von Rollenspielen offen. Bevor sie aber denken, dass sie frauenfeindlich sind – nicht doch! -, die unverheirateten Töchter der Zünfter werden im Jungfrauenrodel geführt und die angeheirateten Frauen können als Nähterinnen eingekauft werden. Stellt sich die Frage, was passiert, wenn man wie Herr Sticher Frau wechselt…Fliegt die eingekaufte erste Nähterin dann aus der Zunft? Muss man die neue Nähterin separat einkaufen oder gibt es eine Art Umtauschrecht? Und was passiert, wenn eine Frau aus dem Jungfraurodel heiratet, sich dann aber wieder scheiden lässt und in zweiter Ehe einen Zünfter heiratet? Muss sie dann wieder eingekauft werden oder ist sie gratis? Entweder ist das Frauenhandelsrecht in der Zunft nicht ganz ausgereift oder man behält es vornehm für sich.

Screenshot Schneiderzunft-Webseite

Wie es der Zufall (man kann sich nun fragen, ob die Henne oder das Ei zuerst da waren – böse Zungen behaupten, dass die Stellenbesetzungen in Schaffhausen nicht ganz fair sind) will, fand Peter Sticher in der Staatsanwaltschaft Schaffhausen einen Bruder im Geiste. Johannes Brunner – der immer schon Wert auf seine Rekreation legte, daher hat laut eigenener Aussage auch sein Studium doppelt so lange gedauert – ist nicht nur Scaphusianer und Bodanier – er nennt sich dort Fesch (österreichisch für “hübsch”) und Sender – nachdem Sticher ihn in die Schneiderszunft mitgenommen und dafür begeistert hat, sich Schneider zu nennen, obwohl man aller Wahrscheinlichkeit nach nicht nähen kann, wurde er prompt aufgenommen. Seine Karriereambitionen hat er auch hier gezeigt und wurde just in den Vorstand als Rüger aufgenommen. Leider haben sich sowohl der Vize-Zunftmeister als auch der Rüger auf Nachfrage geweigert, den unwissenden Pöbel darüber zu unterrichten, was die Aufgabe eines Rügers ist. Es liegt nahe, dass er jemanden rügt, aber nachdem sich Mitglieder dieser wunderlichen Zunft (=Berufsverband) auch Schneider nennen, ohne Schneider zu sein oder schneidern zu können, ist das Naheliegendste vielleicht doch allzu fern von der Wirklichkeit und der Rüger ist in Tat und Wahrheit ein Löber wie der Schneider ein Staatsanwalt ist. Jüngst wurde Johannes Brunner am Dreikönigstag gesichtet wie er mit einem ähnlichen Strahlen im Gesicht die Flagge der Schneiderszunft trug und auch hier Peter Sticher nachgefolgt ist. Wenn es so weiter geht, dann wird er nicht nur der nächste Erste Staatsanwalt – wie es die Vöglein von den Dächern pfeifen -, sondern auch der nächste Vize-Zunftmeister. Für Ersteres ist eigentlich Schaffhausens Künstler Andreas Zuber vorgesehen. Ja, dieser ist der Leitende Staatsanwalt, ja, er ist erfahrener, aber Karriere wird nicht am Konferenztisch gemacht, sondern in den Zunftstuben dieser Welt. Zuber mag vielleicht geeigneter sein, aber Johannes Brunner hält Peter Sticher die (Fahnen-)Stange.

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